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Faires und soziales Arbeiten: Chancen bieten, Vielfalt fördern

Das Miteinander im Betrieb sehen wir als Teil unserer Art zu wirtschaften und zu handeln. Wir wollen bewusst ein Gegengewicht zum oft üblichen schnell-schnell am Arbeitsmarkt setzen. Wie auch sonst gilt: Nicht Profit ist unser oberstes Ziel sondern gemeinsames, nachhaltiges Wachsen, ein inspirierendes Umfeld und ein sinnstiftender Platz in der Gesellschaft. Wir sehen uns nicht nur als Pioniere für ökologische Landwirtschaft, sondern auch als Vorreiter in der Schaffung fairer und sozialer Arbeitsbedingungen, die wir täglich leben.

In einigen Betrieben ist Inklusion ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Sei es durch Beschäftigung und Betreuung von Menschen mit Behinderung oder durch die Schaffung eines barrierefreien Arbeitsumfeldes.

Das Individuum als Bereicherung

Im Zentrum all unserer Bemühungen steht der Mensch. Dies gilt für die Beziehungen zu unseren Partnerbetrieben und Lieferanten ebenso wie für den Umgang mit unseren Mitarbeitenden und unseren Kund*innen. Jede Begegnung, jede Auseinandersetzung wird von uns bewusst auf Augenhöhe geführt. Dieses Bekenntnis zu respektvollem Umgang schafft ein soziales Klima, das über die Grenzen unserer Betriebe hinausstrahlt.

Viele unserer Ökokisten-Betriebe sind zudem nicht nur Arbeitgeber, sondern auch aktive Förderer der Gemeinschaft. Sie bieten bewusst auch Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze, integrieren Flüchtlinge und unterstützen Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Durch personalisierte Aufgabenfelder und flexible Arbeitsmodelle ermöglichen wir jedem Individuum, seine Stärken und Fähigkeiten einzubringen.

Ausbildungsplätze, Fortbildungen und Möglichkeiten für ein freiwilliges ökologisches Jahr gehören ebenso zu unseren Betrieben. Diese Investition in die Bildung ist doppelt wertvoll: Sie stärkt nicht nur den Einzelnen, sondern trägt auch zur Verbreitung des ökologischen Gedankens bei. Unsere Traineestellen und Praktika für Studierende sind Sprungbretter für junge Menschen, die eine Karriere im Einklang mit ihren umweltbewussten Überzeugungen anstreben.

Wir laden euch ein, Teil dieser Bewegung zu werden, sei es als Kund*in, Mitarbeiter*in oder Partner*in. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, in der faires und soziales Arbeiten die Norm ist, nicht die Ausnahme. Wir sehen jeden Tag, wie gut und sinnstiftend das ist.

Viele Betriebe des Verbands Ökokiste e.V. wirtschaften nach den Grundlagen der Gemeinwohl-Zertifizierung. Dazu gehört auch, dass die Menschenwürde am Arbeitsplatz in jeder Hinsicht gewahrt bleibt.

Bilder: Höhenberger Biokiste / Ökokiste e.V. 

Ist Bio teuer?

Bio kostet mehr Geld, das ist klar. Warum das so ist und warum es wichtig ist, diesen Preisunterschied sehr differenziert zu betrachten, erläutert Heike Hoppe von der FairBio-Genossenschaft in einem Gastbeitrag. Ziel der Fair-Bio eG ist es, regionale und dezentrale Strukturen zu erhalten, zu stärken und zu fördern. Die Genossenschaft unterstützt hierfür zahlreiche Projekte und Initiativen. Sie hat sich im Sommer 2020 gegründet und nimmt seit Februar 2021 Mitglieder auf. Mitmachen können Privatpersonen, Bio-Fachhändler, -Landwirte, -Erzeuger und -Hersteller, die außerhalb von Konzernstrukturen agieren.

Gastbeitrag von Heike Hoppe, Fair-Bio eG

Streit um Lebensmittelpreise

Ausweg: nicht ‚billig oder teuer‘, sondern ‚richtig oder falsch‘

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sprach vor einiger Zeit in einem Interview von „Ramschpreisen für Lebensmittel“ – und erntete einen Shitstorm. Nicht nur vom politischen Gegner, sogar aus eigenen Reihen stieg ihm eine Welle der Empörung entgegen. Sofort unterstellte man ihm, er würde es darauf anlegen, mit Preissteigerungen einkommensschwache Haushalte noch weiter zu schwächen. Erstaunlich eigentlich, denn Özdemir hatte in dem Interview mit keiner Silbe erwähnt, was er gegen die „Ramschpreise“ zu tun gedenkt.

 

Heike Hoppe, Geschäftsführerin FairBio-Genossenschaft

Heike Hoppe engagiert sich als Geschäftsführerin der FairBio-Genossenschaft für faire Bedingungen und Preise durch die Stärkung regionaler und dezentraler Strukturen.

Weder forderte der Landwirtschaftsminister eine zu Lasten der Armen gehende Preissteigerung noch staatlich vorgeschriebene Lebensmittelpreise. In einem Interview mit dem RND einige Tage später ließ er durchblicken, wen er zur Bekämpfung der Ramschpreise in die Pflicht nehmen will, nämlich die Lebensmittelkonzerne und Supermarktketten.

Beim Stichwort Preiserhöhung gehen die Emotionen hoch. Das ist schlecht, denn dieses Framing – Lebensmittelpreise diskutieren heißt automatisch, „den Armen noch tiefer in die Tasche zu greifen“ – sorgt auf lange Sicht dafür, dass das Thema Lebensmittelpreise tabuisiert wird. Das darf es aber nicht. Wir müssen über Preise sprechen dürfen.

 
Ein Preis ist nicht „zu billig“, sondern „falsch“.

„Billig“ ist in Verbindung mit Lebensmitteln kein konstruktives Wort. Besser und zielführender ist es, vom „richtigen“ und vom „falschen“ Preis zu sprechen.

Der „richtige“ Preis ist ein Preis, der dafür sorgt, dass alle an der Wertschöpfungskette des Lebensmittels beteiligten Menschen und Unternehmen fair und angemessen bezahlt werden: Die Landwirte und Bäuerinnen, die Erntehelferinnen, die Spediteure, die Großhändler*innen, die Gemüsehändlerinnen und Supermärkte, die Kassiererinnen und viele andere, die mit der Erzeugung und Verarbeitung, dem Transport und Verkauf des Produkts ihr Geld verdienen. Aber mit dem „richtigen“ Preis muss noch mehr bezahlt werden. Nicht nur die Menschen und Unternehmen, sondern auch die ökologischen und klimatischen Rahmenbedingungen. Im richtigen Preis stecken auch viele Negationen: keine Überdüngung, kein Schaden für Böden, Natur und Umwelt, kein hoher CO2-Ausstoß, keine Massentierhaltung, keine Tierquälerei, kein Artensterben, kein Verpackungsmüll, keine Entsorgungsprobleme. Der richtige Preis ist gleichzeitig der faire Preis.

Beim „falschen“ Preis funktioniert irgendetwas entlang der Wertschöpfungskette nicht. Jemand wird zu schlecht bezahlt oder zahlt sogar drauf. Oder muss seinen Hof verkaufen und seinen Laden schließen. Oder das „Falsch“ geht zu Lasten von Umwelt und Klimaschutz oder sogar zu Lasten des Lebensmittels selbst, weil es eine schlechte Qualität hat oder krank macht.

Oft springt der falsche Preis auch Nichtfachleuten sofort ins Auge. Wenn ein Kilo Bananen unter einem Euro kostet und damit nur halb so teuer ist wie regionales Obst, wenn ein Kilo Schweinefleisch für 77 Cent verramscht wird – dann kann was nicht stimmen.

 
Was ist „richtig“ und was ist „falsch“?

Den richtigen vom falschen Preis unterscheiden – zu kompliziert für den Verbraucher? Einerseits kostet es viel Zeit, Arbeit und Fachwissen, die technischen, sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen eines Lebensmittels zu recherchieren. Andererseits ist der richtige Preis kein Geheimnis, er lässt sich transparent machen. Wieviel muss ein Liter Milch kosten, wenn die Kühe ein gutes Leben haben und die Landwirte fair bezahlt werden? Wieviel ein Ei, ein Kilo Kartoffeln, eine Kiste Bananen? Von wo nach wo ist was transportiert worden? Es ist nicht ganz einfach, aber man kann das ausrechnen. In vielen Fällen ist es schon ausgerechnet worden und irgendwo einsehbar: etwa auf den Internetseiten von Erzeugern und Produzentinnen, die sich dem „richtigen“, dem fairen Preis verpflichtet fühlen und denen es am Herzen liegt, ihn transparent zu machen.

Eine Abkürzung führt in den Bioladen oder zu Bio-Lieferdiensten

Verbraucher*innen, denen die Suche nach solchen Lebensmitteln zu kompliziert ist, können eine Abkürzung zum richtigen Preis nehmen. Sie können dort einkaufen, wo sie begründetes Vertrauen in die Vorauswahl haben, die eine Fachhändlerin oder ein Fachhändler für sie getroffen hat. Inhabergeführte Bioläden oder Bio-Lieferbetriebe bilden – mitten in unserem kapitalistisch geprägten Wirtschaftssystem – oft Nischen der Transparenz und der Fairness. Denn die meisten Inhaberinnen und Inhaber von Bioläden und -betrieben treibt mehr an als der Wunsch, Geld zu verdienen. Viele haben ihre ideellen Wurzeln in der Öko-Bewegung. Sie wollen dazu beitragen, dass unsere Welt zukunftsfähig bleibt. Sie helfen dabei, regionale und dezentrale Strukturen zu unterstützen, sie wollen anders wirtschaften als der ausschließlich profitorientierte Lebensmittelhandel.

Hundert Prozent Verlass auf den „richtigen“ Preis ist im Biohandel zwar nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dort im Preis auch die sozialen und ökologischen Kosten stecken, ist deutlich größer als in jedem Supermarkt. Und es lohnt sich, die Preise zu vergleichen: Besonders in der Saison hat Obst und Gemüse, das in der Region wächst und im Bioladen oder direkt vermarktet wird, häufig einen niedrigeren Preis als im Supermarkt. Auch sonst sind Produkte im Supermarkt nicht zwangsläufig billiger. Oft ist der Unterschied marginal. Es lohnt sich, genau hinzuschauen.

Falsch ist falsch und bleibt falsch

Die Frage ist nicht „wer soll das bezahlen?“ oder „wer kann sich das leisten?“. Denn der „falsche“ Preis ist unverhandelbar falsch. Wenn er zu Tierquälerei, Umweltverschmutzung, Kinderarbeit oder sozialer Ungerechtigkeit führt, muss er korrigiert werden. Solange ihn jemand zahlt – egal ob arm oder reich – ändert sich nichts. Die Konsequenz ist keinesfalls, dass „Arme“ kein Billigfleisch essen „dürfen“, sondern dass wir alle auf Billigfleisch verzichten MÜSSEN.

Das Eingangsschild eines Hofladens

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Heike Hoppe, Fair-Bio eG; 

Bilder: Verband Ökokiste e.V.