Lebensmittelverschwendung: Einfälle gegen Abfälle
Rund elf Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen in Deutschland jährlich im Müll. Mehr als die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten. Diese Strategien helfen Euch, weniger Lebensmittel wegzuwerfen.
Regelmäßig muss der EU-Kommission vorgelegt werden, wie viele Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette anfallen. Ein kürzlich erschienener Bericht zeigt: Im Jahr 2020 wanderten rund 11 Millionen Tonnen an Lebensmitteln in den Müll. Unvorstellbare Menge? In etwa ist sie vergleichbar mit dem Gewicht von 58.000 Blauwalen![1] Dieser riesige Berg an Abfall besteht vor allem aus übrig gebliebenen Speiseresten und nicht verkauften Lebensmitteln, aber auch aus einzelnen Bestandteilen wie beispielsweise Nussschalen, Kaffeesatz oder Gemüseabfällen.
Den Großteil verursachen private Haushalte: Etwa 78 Kilogramm schmeißt jede Person im Durchschnitt in Deutschland jedes Jahr in den Müll, schätzt das Statistische Bundesamt.[2] Meist sind es vermeidbare Lebensmittelabfälle wie frisches Obst und Gemüse, Brot und Backwaren gefolgt von Getränken und Milchprodukten.[3]
Nicht nur die Knolle vom Radieschen ist für den Teller geeignet: Aus den Blättern kann man zum Beispiel ein leckeres Pesto zaubern.
Verschwendung vermeiden? So geht’s
Tipp 1: Alles verputzen!
Es ist mittlerweile bekannt, dass bei einem Apfel in der Schale die meisten Nährstoffe enthalten sind. Aber wusstet Ihr, dass das bei Rote Bete oder Hokkaido-Kürbis genauso ist? „Leaf to Root“ heißt der Ansatz der Schweizer Journalistin Esther Kern, die alles an einem Obst und Gemüse nutzen möchte – vom Blatt bis zur Wurzel. In der konventionellen Produktion sind diese Teile häufig stark mit Pestiziden belastet. Daher ist es wichtig, ökologisch erzeugte Lebensmittel zu verwenden. Bio-Obst und -Gemüse aus Eurer Ökokiste könnt Ihr natürlich bedenkenlos mit Haut und Haaren verzehren – die Weiterverarbeitung von Schalen, Blättern und Wurzeln ist Eurer Kreativität überlassen.
Das Rezept für dieses leckere Radieschengrün-Pesto findet Ihr hier.
Tipp 2: Genau hinschauen und vorsorgen!
Am besten macht Ihr Euren Koch- und Einkaufsplan für die Woche in einem Rutsch. So könnt Ihr sicher sein, dass Ihr Eure Einkäufe verbraucht und sie nicht alt werden. Viele Ökokisten-Betriebe bieten übrigens auch Kochkisten an, bei denen Ihr das Rezept und alle entsprechenden Zutaten in den hochgerechneten Mengen, die Ihr benötigt, bequem nach Hause geliefert bekommt. Oft lassen sich Lebensmittel auch noch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehren: Blick- und Geruchsprobe helfen hier weiter.
Tipp 3: Nicht Schnell-schnell!
Die ToGo-Verpflegung trägt ebenfalls zum Müllproblem bei. Reicht die Zeit zwischen den Meetings nicht, landet der Rest des Sandwiches aus dem Kühlregal neben den unzähligen Verpackungen im Müll. So entstehen jährlich fast zwei Tonnen Lebensmittelabfälle. Wie man das vermeidet: Gesunder Menschenverstand, selbst kochen und gut planen, dann bleibt nämlich oft noch etwas für den nächsten Tag übrig. In vielen Rezeptvorschlägen aus der Ökokiste findet Ihr Tipps, wie sich Reste am Folgetag noch lecker zubereiten lassen. Fertig ist damit das nächste leckere Mittagessen für die Arbeit – und günstiger ist es obendrein.
Lust auf Kochen? Regional und saisonal? In unserer Rezeptdatenbank findest Du Tipps und Rezepte rund ums Jahr.
Tipp 4: Reste nutzen!
Der Handel hat mit 0,8 Millionen Tonnen einen vergleichsweisen geringen Anteil an der Entstehung von Lebensmittelabfällen. Apps wie Too Good To Go helfen den Verbraucher*innen dabei, Lebensmittel zu kaufen, die andernfalls entsorgt werden würden. Noch besser ist es, gar keine überflüssigen Lebensmittel zu produzieren. Da die Ökokisten-Betriebe – im Gegensatz zu Lieferbetrieben, die on-demand liefern – aufgrund des Bestellvorlaufs ihre benötigten Warenmengen gut planen können, bleibt in der Regel nicht viel übrig. Und wenn doch mal Reste entstehen, stellen viele Betriebe sie den Tafeln oder anderen gemeinnützigen Initiativen zur Verfügung.
Tipp 5: Selbst ernten!
Weißt Du was eine Nachernte ist? Wie das Wort schon sagt – das ist eine Ernte nach der eigentlichen Ernte. Weil sich nicht alle Feldfrüchte für den Verkauf eignen, etwa aufgrund von Beschädigungen oder ihrer Größe, können sie regulär nicht geerntet werden und werden wieder untergepflügt. Schade drum – denn trotz Macken kann dieses Gemüse selbstverständlich gut schmecken. Es gibt deshalb landwirtschaftliche Betriebe, die zur Nachernte einladen und allen, die mitmachen möchten, damit ein fröhliches Ernteerlebnis und volle Körbe bescheren. Auch einige Ökokisten-Betriebe organisieren Nachernten. Schaut doch mal, ob es das auch in Eurer Nähe gibt.
Nachernte am Ökokisten-Betrieb Bioland Lammertzhof: Spaß und Erlebnis für Groß und Klein – und dazu noch ein Zeichen gegen die Verschwendung.
Bewusst konsumieren
Wir alle sind dafür verantwortlich, unseren Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen zu leisten. Mit der Ökokiste möchten wir es Euch leicht machen, das eigene Ernährungs- und Konsumverhalten umzustellen. Um Euch und der Umwelt etwas Gutes zu tun, kann selbst eine kleine Veränderung Großes bewirken. Auch darüber im Freundes- und Familienkreis zu sprechen, kann etwas bewegen und Leute davon begeistern, sich aktiv gegen die Lebensmittelverschwendung einzusetzen.
Ihr wollt noch mehr gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen? Weitere Tipps findet Ihr hier.
Bilder: Verband Ökokiste e.V. Lammertzhof