Artenvielfalt

Bio kaufen: Artenvielfalt schützen

Warum ist es für den Erhalt der Artenvielfalt wichtig Bio zu kaufen? Ihr unterstützt damit die ökologische Landwirtschaft: Der Kauf von Bio-Produkten spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Einsatz von chemischen Pestiziden und trägt erheblich zum Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Ökosysteme bei.

Auf ökologisch bewirtschafteten Äckern herrscht ein deutlich größerer Artenreichtum als auf Feldern, die mit chemischen Pestiziden behandelt werden. 

Ambitionierte Ziele

Wie essenziell wichtig es ist, weniger Pestizide einzusetzen, ist auch auf EU-Ebene angekommen. Die sogenannte “Farm to Fork”-Strategie der EU soll die Nachhaltigkeit der Lebensmittelsysteme verbessern. Unter anderem mit dem ganz konkreten Ziel, den Einsatz von Pestiziden bis zum Jahr 2030 zu halbieren.

In Deutschland und Ländern der gesamten EU wurden nationale Ziele festgelegt, um dieses EU-weite Ziel zu erreichen. Angesichts der Tatsache, dass der Gesamtverbrauch aktiver Substanzen in Pestiziden seit 2011 kontinuierlich ansteigt, absolut notwendig.

Kritik entzündet sich übrigens an den bestehenden EU-Risikoindikatoren für Pestizide, die die unterschiedlichen Toxizitäten, also ihre giftige Wirkung auf verschiedene Organismengruppen, nicht ausreichend berücksichtigen. Sie sind demnach nicht wirklich aussagekräftig.

 
Ökolandbau als Teil der Lösung

Um die Ziele zu erreichen, müssen sowohl weniger Pestizide eingesetzt als auch umweltfreundliche Alternativen gefördert werden. Der biologische Landbau ist dabei von zentraler Bedeutung: Er verzichtet vollständig auf den Einsatz chemischer Pestizide. Stattdessen setzt er auf natürliche Pflanzenschutzmethoden und stärkt die Resilienz der Ökosysteme.

So schützt Bio-Landwirtschaft nicht nur die Artenvielfalt, sondern trägt auch zum Erhalt der Bodengesundheit und der Wasserqualität bei. Durch biologische Anbaumethoden ist die Biodiversität auf Feldern deutlich höher als auf konventionell bewirtschafteten Feldern. Außerdem legen Bio-Landwirte Wert auf den Anbau von alten und heimischen Sorten, die in der Regel resistenter gegen Schädlinge und Krankheiten sind – Pestizide sind hier oft sogar unnötig.

Konsum ist politisch

Wenn ihr zu Bio greift, ist das also nicht nur eine Entscheidung für hochwertige, gute Lebensmittel. Ihr leistet damit auch einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigeren Agrarwirtschaft. Jeder Einkauf von Bio-Produkten unterstützt die Landwirte, die sich für umweltfreundliche Praktiken einsetzen, und fördert den nachhaltigen Landbau.

Indem wir als Verbraucher bewusst Bio wählen, tragen wir dazu bei, dass ökologische Landwirtschaftspraktiken weiterverbreitet und entwickelt werden, zum Wohl unserer Umwelt und zukünftiger Generationen.

 

Bilder: Ökokiste e.V. / Lotta Karotta Bio-Lieferservice

Es geht auch ohne.

Warum es so wichtig ist, auf Ackergifte zu verzichten

Wir sind zu 100 Prozent Bio. Und das heißt unter anderem, dass wir auf den Einsatz aller chemisch-synthetischen Pestizide, Fungizide und weiterer Ackergifte verzichten. Dafür gibt es handfeste Gründe in puncto Umweltschutz, Erhalt der Artenvielfalt und unser aller Gesundheit – und zudem berührt das Thema grundlegende Fragen, wie wir als Gesellschaft wirtschaften wollen und wer für Umweltschäden aufkommt.

Aber der Reihe nach.

Zentral ist ein Gedanke: Als Biolandwirte sind wir der Überzeugung, dass wir der Natur zurückgeben müssen, was wir ihr durch den Anbau von Kulturpflanzen entnehmen. Alles andere ist nicht nachhaltig mit Blick auf kommende Generationen. Mit steigendem Ertragsdruck hat sich jedoch im konventionellen Anbau der einfache, aber eben nicht nachhaltige Weg durchgesetzt, entnommene Nährstoffe durch synthetische Dünger zu ersetzen und Schädlinge mit Ackergiften zu bekämpfen.

Der konsequente Verzicht darauf und die Erwirtschaftung von Erträgen auf natürliche Weise sind essenzieller Bestandteil des Ökolandbaus – aber noch mehr. Er ist eine Haltung, die zum Schutz unserer Erde und ihrer Artenvielfalt beiträgt und auf einem Geben und Nehmen beruht.

Natürliche Anbauweisen, die viel Know-how erfordern, jedoch ohne Ackergifte auskommen, sind wichtiger Bestandteil es ökologischen Landbaus.

Ackergifte und ihre Auswirkungen heute

Ackergifte und Pestizide haben eine deutlich negativere Bilanz, als es auf den ersten Blick erscheint. Ihre Nutzung führt zu einer signifikanten Reduktion der Artenvielfalt, was langfristig das natürliche Gleichgewicht unserer Ökosysteme stört. Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. (BEL), dem wir auch als Unterstützer angehören, hat einige Zahlen zusammengetragen, die deutlich zeigen, dass die Substanzen direkt und indirekt für ein massives Artensterben verantwortlich sind.

So sind derzeit 94 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Europa durch mehr als einen Wirkstoff kontaminiert[1] – in Deutschland sind 1.913 Pestizidprodukte zugelassen und auf 40 Prozent aller Flächen werden hierzulande jährlich 4.000 Tonnen Glyphosat gespritzt. Mit dramatischen Auswirkungen: Weltweit sind von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten eine Million vom Aussterben bedroht[2]. In Deutschland gelten sogar knapp ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Alarmierend auch der Rückgang der Vogelbestände und Fluginsekten: seit 1980 reduzierten sich die Vogelbestände um fast 80 Prozent[3], während die Biomasse der Fluginsekten in den Jahren von 1989 – 2016 um 76 Prozent sank[4].

Die Bewegung “Ackergifte nein danke” repräsentiert ein gemeinschaftliches Engagement für eine nachhaltige Landwirtschaft. Diese Initiative, unterstützt von Bio-Landwirt*innen, Verbraucher*innen und Umweltschützern*innen, setzt sich gegen den Einsatz von Ackergiften und Pestiziden in der Landwirtschaft ein. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen solcher Chemikalien auf die Umwelt, die Artenvielfalt und die menschliche Gesundheit zu schärfen. Die Bewegung fördert den ökologischen Landbau, der auf natürliche Weise Erträge erzielt und die natürliche Vielfalt unserer Ökosysteme schützt.

Risiken und Nebenwirkungen werden ignoriert

Die Zusammenhänge sind vielfach belegt: Pestizide töten nicht nur gezielt Schädlinge, sondern auch nicht-zielgerichtet Arten, was zu einer erheblichen Reduktion der Biodiversität führt. Diese Substanzen haben auch einen direkten Einfluss auf die Gesundheit und Lebensfähigkeit von Bestäubern wie Bienen.

Darüber hinaus führt die Verwendung von Ackergiften zur Veränderung der Bodenstruktur und -qualität, was wiederum Auswirkungen auf die dort lebenden Mikroorganismen hat. Diese Veränderungen beeinträchtigen die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens und können zur Erosion und Verarmung des Bodens führen. Auch das ist der Grund, warum wir Jahr für Jahr weltweit 10 Millionen Hektar fruchtbaren Boden verlieren[5] – und warum unsere Böden bei Flut- und anderen Umweltkatastrophen immer weniger Halt bieten.

Ökologischer Landbau: Eine Alternative

Durch den Verzicht auf chemische Pestizide und Ackergifte schützen und fördern wir die Artenvielfalt im ökologischen Landbau. Stattdessen setzen wir auf natürliche Schädlingsbekämpfungsmethoden und fördern durch Fruchtfolgen und Mischkulturen ein gesundes Ökosystem.

Häufig kommt in dem Zusammenhang die Frage auf, wie der ökologische Landbau ohne chemische Substanzen dennoch ertragsstark sein kann. Die Antwort liegt in der sorgfältigen Pflege des Bodens und der Anwendung von natürlichen Düngemitteln, die die Bodenfruchtbarkeit und -struktur verbessern. Zudem tragen gesunde, artenreiche Ökosysteme zu einer natürlichen Schädlingsbekämpfung bei und unterstützen somit die Pflanzengesundheit und -produktivität.

 
Dein Einkauf leistet einen Beitrag

Je mehr Menschen ökologisch erzeugte Lebensmittel kaufen und deren Wert für unsere Umwelt und den Erhalt unseres Ökosystems erkennen, desto mehr Flächen werden ökologisch bewirtschaftet. Deshalb ist deine Entscheidung für Bio-Produkte nicht nebensächlich – sie leistet einen wichtigen Beitrag.

 

Faktenquelle und -recherche: Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V.

[1] Tang, F.H.M., Lenzen, M., McBratney, A. et al. Risk of pesticide pollution at the global scale. Nat. Geosci.14, 206–210 (2021). https://doi.org/10.1038/s41561-021-00712-5 [2] Globaler Bericht des Weltbiodiversitätsrats der UN (IPBES): https://www.ipbes.net/global-assessment [3] https://www.helmholtz-klima.de/planetare-belastungs-grenzen [4] Habel, J.C., Segerer, A., Ulrich, W., Torchyk, O., Weisser, W.W. and Schmitt, T. (2016), Butterfly community shifts over two centuries. Conservation Biology, 30: 754-762. https://doi.org/10.1111/cobi.12656 [5] https://www.umweltbundesamt.de
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Bilder: Ökokiste e.V. / Lotta Karotta Biolieferservice