Konsum ist politisch

Nachhaltigkeit über Schnelligkeit

Oder: Warum die Ökokiste kein Quick-Commerce Anbieter ist

In den vergangenen Jahren sind immer mehr Quick-Commerce-Anbieter wie Flink und Gorillas auf dem Lebensmittel-Liefermarkt aufgetaucht. Ihr Versprechen: Lebensmittel eben bestellt und innerhalb kürzester Zeit auch schon nach Hause geliefert. Ebenso schnell wie die Lieferung vor der Tür steht, sind diese Unternehmen dank hoher Investitionssummen gewachsen und so schreiben von ihnen – soweit man liest – die wenigsten schwarze Zahlen. Kein Wunder also, dass diese Dienste Schlagzeilen machen. Allerdings nicht immer auf positive Weise, so konnte man ja auch immer wieder lesen, dass dort schlechte Arbeitsbedingungen herrschen – und schließlich hörte man auch von Übernahmen und den ersten Pleiten.

Nun sind wir Ökokistenbetriebe ebenfalls Teil des Lieferservicemarktes und deshalb auch nicht ganz unbeteiligt angesichts dieser Entwicklungen. Deutschlandweit liefern wir wöchentlich um die 80.000 Aufträge aus, und auch, wenn wir uns nicht wirklich in Konkurrenz zum Quick Commerce sehen, bringt uns dieses Schnell-schnell natürlich zum Nachdenken. Denn eins ist klar, Lieferung in zehn Minuten können wir nicht.

Oder nein, besser: Das ist mit unseren Grundsätzen und Werten gar nicht machbar.

Schnelligkeit – um welchen Preis?

Uns ging es schon immer darum, den Bio-Landbau zu fördern indem wir Absatzwege für regionale Bauern schaffen. Und das so nachhaltig wie möglich, von der Verpackung bis zur Lieferung. Dabei wollen wir unseren Kund*innen den größtmöglichen Service bieten, der in dem Rahmen möglich ist. Denn wenn man genau hinsieht, geht Schnelligkeit und Spontaneität bei Bestellung und Lieferung nämlich oft zu Lasten der Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Lieferrouten

Unsere Lieferrouten sind bestens durchdacht und nach Umweltschutzgesichtspunkten geplant. Sprich: Wir fahren keine unnötigen Wege und vereinbaren mit unseren Kund*innen die Liefertage so, dass ihre Ökokiste maximal nachhaltig bei ihnen ankommt. Bei Spontanlieferungen ist das nicht möglich.

Viele der Ökokisten-Betriebe liefern auch per Lastenrad aus – hier bei der Höhenberger Biokiste.

Lebensmittelabfall minimieren

Gute Planung reduziert Abfall. Wenn bekannt ist, wieviel Ware an welchem Tag benötigt wird, kann genauso geplant werden. Salat können wir frisch geerntet in die Kisten packen und verderbliche Ware wie etwa Molkereiprodukte in passender Menge einkaufen. Muss man auf Spontanbestellungen und weitere Eventualitäten vorbereitet sein, bleibt es nicht aus, dass Ausschussware anfällt.

Regionaler Konsum: Abnahmezusagen

Wir Ökokisten arbeiten in der Regel seit Jahren mit denselben regionalen Bio-Landwirt*innen zusammen, denen wir durch unser planbares Modell feste Abnahmezusagen geben können. Das ist wichtig für die Stärkung des regionalen Ökolandbaus und der Region: Können die Bauern und Bäuerinnen von festen Abnahmemengen ausgehen, haben sie eine andere Sicherheit für ihre Anbau- und Ressourcenplanung.

Verpackungsschonende Lieferung

Indem wir unsere Waren weitgehend unverpackt in der Mehrwegkiste liefern, sparen wir einen großen Berg Verpackungsmüll. Das ist möglich, weil wir unsere Kund*innen regelmäßig beliefern und die uns dann im Austausch die leere Kiste von der letzten Bestellung wieder mitgeben. Nicht machbar ist das bei gelegentlichen Einzellieferungen.

Die Ökokiste wird so verpackungssparend wie möglich geliefert: Die Mehrwegkiste ist viele Jahre im Umlauf. 

Faire Arbeitsbedingungen

Zu unseren Grundsätzen gehört es schon immer, dass wir unseren Mitarbeiter*innen faire Arbeitsbedingungen bieten. Sie danken es uns mit langen Betriebszugehörigkeiten und guter Arbeit, in unseren Betrieben herrscht eine familiäre Atmosphäre, die wir, unsere Kund*innen und unsere Mitarbeitenden sehr schätzen. Auch das ist, wirtschaftlich gesehen, ein Ergebnis guter Ressourcenplanung und langfristiger Zusagen.

Lieferung überall

Unsere derzeit 50 Betriebe befinden sich über Deutschland verteilt und jeder liefert ausschließlich regional im eigenen Liefergebiet rund um den eigenen Standort. Das kann städtisches Gebiet sein oder ländliches – keiner unserer Betriebe wurde am Reißbrett nach Standortanalyse geplant. Wir alle sind da, wo wir eben verwurzelt sind. Und dort liefern wir auch aus.

Konsum ist politisch!

Natürlich sind wir uns im Klaren darüber, dass diese „Sofort“-Kultur dem Zeitgeist entspricht und sicher auf Zustimmung, sprich Kundschaft, trifft. Wir stellen aber die Frage: Ist das wirklich nötig? Oder liegt nicht vielleicht gerade in unserer schnelllebigen Zeit eine Chance darin, bewusst und planvoll zu konsumieren? Wir denken, ja. All jenen, die nachhaltig einkaufen, aber nicht auf die Annehmlichkeit eines Lieferservices verzichten wollen, machen wir dieses Angebot.

Und mehr noch: Wir möchten alle ermutigen, mit dem eigenen Konsum ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit, Transparenz, Regionalität und Fairness zu setzen. Und mit dieser Haltung sind wir immerhin seit ungefähr 30 Jahren am Markt. Ganz ohne Investoren, Übernahmen oder Skandalpresse.

Dafür danken wir unseren Kund*innen. Lasst uns gemeinsam weitermachen.

Alle Ökokistenbetriebe liefern nur in der eigenen Region aus. So kennen wir unsere Erzeuger*innen und unsere Kund*innen in der Regel persönlich. 

Bilder: Ökokiste e.V. / Höhenberger Biokiste

Warum du keine Flugware kaufen solltest

Per Flugzeug transportiertes Obst und Gemüse gab es bei der Ökokiste noch nie.

Mango, Ananas oder auch Erdbeeren im Winter: Fast hat man sich in der Obst- und Gemüseabteilung des Supermarktes schon dran gewöhnt, dass alles eigentlich immer und überall verfügbar ist. Wie aber ist das möglich? Erdbeersaison ist nun mal im Frühsommer und Sommer, Ananas werden hier nicht angebaut. Um trotzdem alles jederzeit anbieten zu können, transportiert man Mango & Co. per Flugzeug um den halben Erdball. Jeden Tag, pausenlos. Der Gedanke dahinter ist im Grunde absurd: Wir möchten das ganze Jahr über Zugang zu einer breiten Palette von Obst und Gemüse haben, unabhängig von der Saison oder der geografischen Lage, in der wir leben.

Doch dieser Wunsch hat Konsequenzen.

Flugware ist klimaschädlich

So ist der Transport von Flugwaren nicht nur teuer, sondern vor allem auch umwelt- und klimaschädlich. Kauft man Früchte, die in den eigenen Breiten nicht wachsen, müssen sie transportiert werden, dessen muss man sich bewusst sein. Der Schiffstransport ist dabei dem Flugzeug unter Umweltgesichtspunkten deutlich vorzuziehen. Selbstverständlich ist auch dieser CO2-aufwändiger als etwa regionales Obst und Gemüse zur Saison. Allerdings im Vergleich zum Flugtrabsport deutlich klimafreundlicher. Ein Beispiel: Berechnungen des IFEU (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) zufolge erzeugt 1kg Ananas per Schiff 0,6kg C02-Äquivalente, bei der gleichen Menge per Flugzeug transportiert sind es 15,1kg. Zum Vergleich: Für regionale Saisonäpfel gab das IFEU im Jahr 2020 einen Fußabdruck von 0,3 an.

Regionaler Bioanbau minimiert den Transportaufwand und reduziert somit die Umweltauswirkungen. Das leuchtet ein, was ohnehin im Umkreis wächst, muss nicht weit transportiert werden. Weniger Energieaufwand, weniger Emissionen, weniger Verpackungsaufwand sind das Ergebnis.

Flugware ist selbst im Vergleich zum Schiffstransport deutlich klimaschädlicher. (Quelle: IFEU 2020)

Die Schlussfolgerung daraus kann nur sein: Flugware ist unbedingt zu vermeiden. Die Ökokistenbetriebe tun das seit jeher. Denn nicht erst seitdem die großen Discounter das Thema Flugware für ihre Kommunikation entdeckt haben, ist diese massiv klimaschädlich und energieaufwändig.

Es spricht aber noch einiges mehr dafür, regional, saisonal und zudem bio einzukaufen:

Flugware ignoriert Saisonalität und Regionalität

Alles zu seiner Zeit: Deshalb gibt es eine Erdbeerzeit, deshalb feiern viele Menschen das Erntedankfest und deshalb essen wir Kohl traditionell im Winter. Seit jeher gibt die Natur den Rhythmus vor. Verfügbarkeit von allem und zu jeder Zeit ist eine Erfindung unserer Zeit, in der globalisierte Warenströme das neue Normal geworden sind – ein folgenschwerer Denkfehler. Wertvolle Lebensmittel, die im Umland gereift und angebaut wurden, verlieren damit an gefühltem Wert. Dabei sind sie das eigentliche Ideal in puncto Ernährung und Umweltschutz.

Wenn alles immer verfügbar ist, verlieren wir den Bezug zum natürlichen Lauf der Natur.

Nachhaltige Anbaumethoden

Der ökologische Landbau setzt auf saisonalen Anbau, Fruchtfolgen, Vielfalt und ein tiefes Wissen über das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Es wird nicht versucht, auf Gedeih und Verderb das Maximale herauszuholen, sondern auf Erhalt und Nachhaltigkeit gesetzt. Dazu gehört auch, dass die Biodiversität und die Artenvielfalt geschützt und die Böden aktiv gepflegt und aufgebaut werden. Zudem verzichten Bio-Landwirte konsequent auf den Einsatz schädlicher Chemikalien.

Stärkung der Region

Wer zu regionalen Waren greift, stärkt damit aber auch die Wirtschaft in der eigenen Region. Die gesamte Wertschöpfung findet vor Ort statt und Arbeitsplätze bleiben erhalten. Abgesehen davon: Wer den Biolandbau in der eigenen Umgebung unterstützt, tut ganz aktiv etwas für den lokalen Umweltschutz und damit auch fürs eigene Wohlbefinden. Denn durch Hecken, Biotope, vielfältige Kulturen und Artenschutz wird auch die eigene Umgebung lebenswerter. Zudem werden weniger gesundheitsgefährdende Pflanzenschutzmittel vor der eigenen Haustür ausgebracht.

Flugware ist verpackungsintensiv

Damit sie heil am Ziel ankommt, muss Flugware oft aufwändig verpackt werden. All das spart man sich mit regionalem Obst und Gemüse. Bei der Ökokiste achtet man im Übrigen auf eine ganzheitlich verpackungssparende Wertschöpfungskette. Denn Verpackung entsteht nicht nur da, wo es der Endkunde sieht: Ob beispielsweise ein Transportrolli mit Gurten oder Plastikbahnen gesichert wird, macht einen erheblichen Unterschied in puncto Plastikmüll. Und auch in die grüne Mehrwegkiste kommt so wenig Verpackung wie unbedingt nötig. Wo es sich nicht ganz vermeiden lässt, etwa bei Heidelbeeren, greifen die Ökokistenbetriebe zu ressourcenschonenden Varianten.

Was in der Umgebung wächst, muss nicht aufwändig verpackt und transportiert werden. 

Eigenen Konsum ganzheitlich betrachten

Was aber kann man tun, um in diesem Spannungsfeld möglichst nachhaltig zu konsumieren? Letztlich empfiehlt es sich, den eigenen Einkauf immer ganzheitlich zu betrachten: Kaufe ich regional und saisonal, lasse ich das Auto stehen zum Einkaufen, kaufe ich verpackungsaufwändig?

Diese Fragen beschäftigen uns Ökokistenbetriebe schon seit jeher. Sie waren letztlich die Basis, auf der wir angetreten sind und unsere Betriebe aufgebaut haben – mit dem Wunsch, einen für alle besseren, nachhaltigen Konsum zu ermöglichen.

Daher haben auch alle Ökokistenbetriebe ihre gesamte Wertschöpfungskette klimaoptimiert: was nicht selbst angebaut wird, wird bei vertrauenswürdigen Partnerbetrieben zugekauft, die unsere Werte teilen. Flugware gab es noch nie, der gesamte Prozess ist so verpackungsarm wie möglich. Alle Ökokisten arbeiten nachhaltig, viele mit eigener alternativer Energiegewinnung, eigenen Wasserspeichern und vielem mehr. Die Lieferrouten sind auf kürzeste Strecken optimiert – derzeit 2,4km pro Auftrag – und viele Betriebe liefern mittlerweile per E-Auto und Lastenrad aus, so dass wir zuversichtlich sind, unsere Bilanz noch weiter verbessern zu können.

Bilder: Ökokiste e.V. / IFEU