Ökolandbau

Was dein bewusster Konsum bewegen kann

Gute Gründe dezentral, unabhängig, regional und bio einzukaufen

Dass frisch geerntetes Bio-Obst und -Gemüse aus der Region voller Nähr- und Vitalstoffe steckt und einfach intensiver und besser schmeckt, ist ja bekannt. Zusätzlich gibt es aber noch einige weitere Gründe, warum es sinnvoll ist, bei regional wirtschaftenden Bio-Betrieben einzukaufen.

Derzeit werden in Deutschland über 80 Prozent der Lebensmittel bei den „großen Vier“ gekauft, also bei Lidl, Aldi, Edeka und Rewe. Dadurch erhalten diese Handelskonzerne umfassende Kontrolle und Marktmacht – Preise werden gedrückt, Produktionsbedingungen diktiert und kleine Betriebe an den Rand der Existenz gebracht. Lange und volle Regale schaffen zwar den Eindruck von Auswahl, letztlich bist du in deiner Auswahl aber immer an das gebunden, was die großen Händler listen. Und durch die starke Konzentration auf wenige Große vereinheitlichen sich die Sortimente, die zunehmend auf billige, massenkompatible Produkte setzen. Die Folge: Vielfalt und Qualität leiden.

Auf kurze Sicht können die Händler damit günstige Preise bieten, doch langfristig verlieren wir Transparenz, Regionalität und nachhaltige Alternativen. Auf gesellschaftlicher Ebene fördert diese Machtkonzentration Monokulturen, schadet ländlichen Strukturen und untergräbt die Vielfalt und Resilienz unserer Lebensmittelversorgung.

Letztlich bekommt man die Strukturen, die man fördert – und mit jedem regionalen Bio-Einkauf erwirbst du nicht nur leckere, gesunde Lebensmittel, sondern trägst auch etwas zu einem Gegengewicht bei, das wir den übermächtigen Strukturen entgegensetzen wollen.

Jede Kaufentscheidung zählt hier – und je mehr so denken, desto mehr können wir bewegen:

Erhalt und Schutz der Ernährungssouveränität

Regionale Strukturen und kleinbäuerliche Betriebe ermöglichen es uns, selbst zu entscheiden, wie und wo unsere Lebensmittel produziert werden. Nachhaltig wirtschaftende Bio-Betriebe sind weniger anfällig für globale Störungen und Krisen. Diese „Ernährungssouveränität“ ist ein politisches Ziel, das uns vor globalen Preisschwankungen und Versorgungskrisen schützt und die regionale Kontrolle über wichtige Ressourcen erhält.

Erhaltung der Artenvielfalt und Schutz der Ökosysteme

Durch den Verzicht auf Pestizide und Monokulturen fördern Bio-Betriebe die Biodiversität und schützen die regionale Umwelt. Dieser Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt ist politisch von großer Bedeutung: Artenvielfalt schafft die Basis, um langfristig die Lebensgrundlage für kommende Generationen zu sichern.

Bewusster Konsum trägt langfristig zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

Erhalt demokratischer Strukturen und Marktmachtverteilung 

Mit dem Einkauf bei unabhängigen Bio-Betrieben unterstützt du eine dezentralisierte Wirtschaftsstruktur, die Marktvielfalt und demokratische Prinzipien im Lebensmittelhandel fördert. Nur durch diese Kaufentscheidungen lässt sich beeinflussen, ob wenige Großkonzerne die Marktmacht konzentrieren und Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen können.

Förderung sozialer Gerechtigkeit und fairer Arbeitsstrukturen

Kleinere, ökologisch wirtschaftende Betriebe engagieren sich häufiger in lokalen Projekten, sind näher an den örtlichen Strukturen und haben ein Auge für die konkreten Bedürfnisse in der Region. Im Verband Ökokiste etwa arbeiten viele Betriebe nach Gemeinwohl-Ausrichtung und lassen das auch entsprechend prüfen und zertifizieren. Dein Einkauf stärkt ein gerechteres Wirtschaftssystem, in dem soziale Verantwortung und direkte Wertschöpfung vor Ort Vorrang haben.

Klimagerechte Lebensmittelversorgung

Mit dem Kauf regionaler Bio-Produkte unterstützt du eine Landwirtschaft, die im Sinne des Klimaschutzes handelt. Kürzere Transportwege, nachhaltige Produktionsmethoden und Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide tragen zu einer klimafreundlicheren Lebensmittelversorgung bei – ein wichtiger politischer Schritt für eine lebenswerte Zukunft.

Stärkung lokaler Identität und kultureller Vielfalt

Durch die Förderung kleiner, unabhängiger Betriebe bleiben regionale Sorten, Anbauweisen und Lebensmitteltraditionen erhalten. Diese Vielfalt stärkt die lokale Identität und schützt uns vor einer Verarmung der Kulturlandschaft, die durch eine zentrale und globalisierte Nahrungsmittelproduktion zunehmend bedroht ist.

Bilder: Ökokiste e.V.

Das Gute liegt nah

Dezentrale, lokale Handelsstrukturen bieten Chancen für uns als Gesellschaft und für jede*n Einzelne*n

Jeden Tag stehen wir vor der Entscheidung, wo und wie wir unsere Lebensmittel kaufen. Die großen Supermarktketten dominieren den Markt, bieten Bequemlichkeit und Masse. Über 80 Prozent ihrer Lebensmittel kaufen die Deutschen derzeit bei Lidl, Rewe, Aldi oder Edeka. Doch was steckt dahinter? Und warum ist es so wichtig, dezentrale, regionale und unabhängige Strukturen im Lebensmittelhandel zu stärken? Als Verband Ökokiste setzen wir uns genau für diese Strukturen ein – aus gutem Grund.

Regionalität schafft Vertrauen und stärkt die Gemeinschaft

Regionale Strukturen bedeuten Nähe – nicht nur geographisch, sondern auch zwischen den Menschen. Der Kauf von regionalen Lebensmitteln schafft Vertrauen, denn du weißt genau, woher deine Produkte kommen. Es geht nicht nur um frische Karotten oder knuspriges Brot – es geht um die Menschen dahinter, um ihre Leidenschaft für nachhaltigen Anbau und transparente Produktionsweisen. „Bio“ ist in dem Fall nicht nur ein Siegel – sondern Ausdruck einer mit Herzblut betriebenen ökologischen Landwirtschaft in deiner Gegend, von der Mensch, Tier, Umwelt und kommende Generationen konkret profitieren. Lokal erzeugte Bio-Lebensmittel zeugen immer von den Menschen, die sie hergestellt haben. Was treibt sie an, warum tun sie was sie tun? Die Geschichten, die Haltung und die Menschen hinter einem Lebensmittel zu kennen, erzeugt Wertschätzung und ganz einfach: Freude und Genuss.

Wissen, wo’s herkommt: im dezentralen, unabhängigen Handel selbstverständlich.

Nachhaltigkeit durch regionale Wertschöpfung

Wenn du lokal kaufst, unterstützt du nicht nur die Umwelt durch kürzere Transportwege, sondern auch die lokale Wirtschaft. Der Großteil der Wertschöpfung bleibt in der Region. Das stärkt kleine Betriebe und sichert Arbeitsplätze in deiner Umgebung. Im Gegensatz dazu fließen bei großen Supermarktketten die Gewinne oft an zentrale, globale Strukturen – weit weg von den Orten, an denen du einkaufst.

Wie wichtig dieser Punkt ist, zeigt ein Blick auf die Nachhaltigkeit der Produktionskette: Während der Transport von Lebensmitteln in Supermarktketten häufig mit langen Lieferwegen und hohem CO₂-Ausstoß verbunden ist, bleiben regional produzierte und vertriebene Lebensmittel in einem umweltfreundlichen Kreislauf. Die Produkte sind frischer, ökologisch wertvoller und leisten einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz.

 
Krisenfestigkeit durch dezentrale Strukturen

Ein weiteres Argument, das oft unterschätzt wird, ist die Krisensicherheit dezentraler Strukturen. Globale Lieferketten sind anfällig für Störungen – das haben wir in den letzten Jahren mehr als deutlich gesehen. Dezentrale, regionale Strukturen hingegen sind robuster und flexibler. Regionale Betriebe können schneller auf lokale Bedürfnisse reagieren und sind weniger von globalen Krisen betroffen.

Betriebe, die lokal verwurzelt sind und auf ökologische Anbau- und Vertriebsformen setzen, können besser auf Unwägbarkeiten reagieren. Das gibt uns und dir als Kund*in Sicherheit.

Vielfalt und Sorgfalt statt Einheitsbrei

Große Supermärkte richten sich oft nach dem Massengeschmack. Produkte, die sich schnell und in großen Mengen verkaufen lassen, werden bevorzugt. Das führt zu einem Verlust an Vielfalt – sowohl bei den Produkten als auch bei den Produktionsweisen. Regionale und dezentrale Strukturen bieten dagegen Raum für individuelle, oft handwerkliche Produkte und fördern die Biodiversität.

Ein Beispiel: Während große Supermärkte vor allem auf standardisierte Produkte setzen, bieten regionale Betriebe häufig eine größere Auswahl an besonderen, alten Sorten, die du in herkömmlichen Läden nicht findest. Einige unserer Betriebe bauen beispielsweise alte und ungewöhnliche Tomatensorten an, ernten Äpfel auf Streuobstwiesen, kultivieren ungewöhnliche Karottensorten. Diese Vielfalt trägt nicht nur zur Geschmacksvielfalt bei, sondern sichert auch eine nachhaltige Landwirtschaft, die Monokulturen und Übernutzung vermeidet.

Wenn du bei uns einkaufst, setzt du ein klares Zeichen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft. Du unterstützt Strukturen, die Menschen, Umwelt und Wirtschaft in deiner Region zugutekommen – heute und für die kommenden Generationen.

 

Bilder: Ökokiste e.V.

Enkeltaugliche Landwirtschaft

Zukunft, die wir heute gestalten

Wie sieht eine Landwirtschaft aus, die den wachsenden Bedarf an Lebensmitteln deckt, die langfristig tragbar für Landwirt*innen ist und die keinen Raubbau an Natur und Umwelt betreibt? Diese Frage beschäftigt uns und viele Gleichgesinnte. Wie können landwirtschaftliche Strukturen aussehen, die nachhaltig und über Generationen hinweg gute Lebensmittel erzeugen?

Genau hier setzt das Konzept „enkeltaugliche Landwirtschaft“ an – und als Verband Ökokiste setzen wir uns dafür ein. Wir wollen nicht nur frische und gesunde Lebensmittel liefern. Wir wollen aktiv eine Landwirtschaft fördern, die nicht auf schnelle Gewinnmaximierung um jeden Preis setzt, sondern kommenden Generationen nachhaltig gute Lebensmittel und eine intakte Umwelt sichert.

Artenvielfalt und der Schutz von Insekten: ein Ziel der enkeltauglichen Landwirtschaft.

Was bedeutet enkeltaugliche Landwirtschaft?

Enkeltaugliche Landwirtschaft beschreibt eine Form der Landwirtschaft, die zukunftsfähig ist – also weiterdenkt und auch für die Enkelgeneration funktioniert. Es geht darum, heute so zu wirtschaften, dass die natürlichen Ressourcen geschont werden, die Böden fruchtbar bleiben, das Wasser sauber ist und die Artenvielfalt gefördert wird.

Aktuell überschreiten wir die natürlichen Grenzen, die uns der Planet vorgibt, wir wirtschaften auf Pump, ausschließlich für den Moment. Das ist zu kurz gedacht. Natürliche Ressourcen werden ausgelaugt und nicht gepflegt, Böden verarmen, Ackergifte zerstören die Artenvielfalt. Die Agrarwende ist notwendig, um den ständig wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln mit Hilfe von Anbau- und Produktionsmethoden zu decken, die den Klimawandel nicht weiter antreiben. Es ist höchste Zeit, die Übernutzung von landwirtschaftlichen Flächen und den Verlust der Artenvielfalt in den Böden und auf den Feldfluren zu stoppen.

Der Begriff „enkeltauglich“ macht deutlich: Die Landwirtschaft von heute soll eine lebenswerte Welt auch für kommende Generationen sichern. Dabei stehen ökologische Anbaumethoden im Mittelpunkt, die langfristig gesund für Mensch und Umwelt sind.

Das Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft

Wir, der Verband Ökokiste, sind stolz darauf, Mitglied im „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL)“ zu sein. Dieses Bündnis setzt sich gemeinsam mit vielen anderen Akteuren aus der ökologischen Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft für eine echte Agrarwende ein. Wir fordern gemeinsam eine Landwirtschaft, die ohne chemisch-synthetische Pestizide auskommt, die Böden und das Grundwasser schont und gleichzeitig die Artenvielfalt schützt.

Das BEL hat das Ziel, eine Landwirtschaft zu unterstützen, die langfristig gesund ist – für die Umwelt, für die Menschen und natürlich auch für die kommenden Generationen. Es geht um eine Agrarwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit setzt und in der Ressourcen wie Böden und Wasser nicht ausgebeutet, sondern bewahrt werden.

Enkeltauglich ist, was morgen und übermorgen noch taugt.

Wir verstehen unter einer enkeltauglichen Landwirtschaft eine bäuerliche Wirtschaftsweise, die:

  • in den zukunftssicheren Raum innerhalb der überschrittenen planetaren Grenzen zurückkehrt,
  • den Lebensraum von Insekten, Vögeln und anderen Tieren in den Fluren und Feldgewässern sichert,
  • das Bodenleben nährt und die Pflanzenvielfalt fördert,
  • den Eintrag von Giften in Boden, Trinkwasser, Atemluft und Lebensmittel verhindert,
  • Bäuerinnen und Bauern auskömmlich leben lässt,
  • unabhängig von der globalen Agrarindustrie ist und
  • in einem breiten gesellschaftlichen Konsens wurzelt.
Mehr als ein Einkauf: Konsum ist politisch

Deshalb kannst du sicher sein: Wenn du eine Ökokiste bestellst, trägst du aktiv dazu bei, dass enkeltaugliche Landwirtschaft Realität wird. Denn alle unsere Produkte stammen von Erzeuger*innen, die nach ökologischen und nachhaltigen Prinzipien arbeiten. Sie verzichten bewusst auf den Einsatz von synthetischen Pestiziden und bauen stattdessen auf eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur funktioniert.

Lass uns gemeinsam größer denken

Es ist an der Zeit, größer zu denken – für unsere Kinder und Enkelkinder. Eine enkeltaugliche Landwirtschaft kann nur dann zur Normalität werden, wenn wir gemeinsam handeln. Jeder von uns kann einen Unterschied machen.

 

Quellen: https://enkeltauglich.bio/start/agrarwende/was-ist-enkeltaugliche-landwirtschaft/

Bilder: Ökokiste e.V. / Lotta Karotta Bio-Lieferservice

Profi-Tipps fürs Bio-Gärtnern

Es geht wieder los, die ersten Sonnenstrahlen zeigen sich und damit fällt der offizielle Startschuss ins Gartenjahr. Ins Bio-Gartenjahr, versteht sich. Denn auch zu Hause im heimischen Garten, im Gemeinschafts- oder Kleingarten und sogar im ganz kleinen Maßstab auf dem Balkon kann nach ökologischen Grundsätzen gegärtnert werden.

Heiner Hannen vom Lammertzhof in Kaarst erklärt: „Wir Bio-Landwirte verzichten auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Eine pflanzengerechte Standortwahl, abwechslungsreiche Anbauplanungen und der Einsatz von Nützlingen bilden die Basis des ökologischen Pflanzenschutzes. Außerdem verwenden wir widerstandsfähige, an den Standort angepasste Pflanzen. Das erhält die regionale Vielfalt und schützt bedrohte Arten. So erwachsen ökologische Flächen zu vielfältigen Biotopen.“

Feld mit roten und grünem Salat

Bodengesundheit, Vielfalt, Standortwahl – wichtige Grundsätze im Ökolandbau.

Wir geben euch einige ganz praktische Tipps von den Ökokisten-Profis, mit denen ihr auch euer Fleckchen Erde ein Stück ökologischer gestalten könnt.

Natürlich düngen

Eins ist klar, im Ökolandbau – ob im großen Stil oder im ganz kleinen – sind Mineraldünger tabu. Stattdessen stellt man lieber seinen eigenen Dünger her, etwa indem man Küchen- und Gartenabfälle kompostiert. Mit dem zeitweisen Anbau von Leguminosen wie Kleegras oder Luzerne führt man dem Boden auf natürliche Weise Stickstoff zu.

Johannes Kaufmann, Geschäftsführer bei der Ökokiste Kößnach, und seit Jahren Öko-Hobby-Gärtner, verrät sein Profi-Know-how: „Ein Geheimtipp unter den natürlichen Düngemitteln sind Schafwollpellets. Schafwolle, häufig ein Abfallprodukt, wird zu Pellets gepresst, die als Langzeitdünger 5-6 Monate wirken. So muss ich nur einmal pro Saison düngen! Die Pellets sind für alle Pflanzenarten geeignet, speichern sehr viel Wasser und sorgen für eine Auflockerung des Bodens sowie eine Verbesserung des Bodenlebens. Da viele Schafe zur Landschaftspflege eingesetzt werden und so oder so Wolle anfällt, kann damit eine bereits vorhandene Ressource sinnvoll verwendet werden. Das finde ich daran am besten!“

Johannes Kaufmann, Geschäftsführer bei der Ökokiste Kößnach kümmert sich auch in seiner Freizeit mit Hingabe um seinen Bio-Garten.

Bio-Saatgut und Bio-Pflanzen verwenden

Achtet bereits beim Saatgut- und Pflanzenkauf auf die Bio-Zertifizierung. Dabei müssen es nicht immer die Standard-Sorten sein: Gerade im eigenen Bio-Anbau lohnt es sich, auch mal alte und seltene Sorten anzupflanzen und so die Diversität zu fördern. Viele Ökokisten-Betriebe bieten im Frühjahr Setzlinge, Pflänzchen und Saatgut an – schaut doch mal nach.

Die Standortwahl spielt zudem eine wichtige Rolle. Stimmen Licht, Feuchtigkeit und Bodengegebenheiten, wird die Pflanze robust gegen Krankheiten.

Bodenleben und Humusgehalt fördern

Für ein ausgeglichenes Bodenklima und Nährstoffe in der Erde sollte man ganzjährig die Bodenoberfläche abdecken – „mulchen“, wie es in der Fachsprache heißt. Dazu eignet sich etwa Stroh, Laub oder Ähnliches. Johannes Kaufmann hat hier sein eigenes Rezept: „Ich mulche meine Gemüsepflanzen immer mit Rasenschnitt. Den braucht man nur gut trocknen oder man gießt ihn mit effektiven Mikroorganismen, das reduziert die Schimmelbildung. Danach einfach locker auf der Erde um die Pflanzen verteilen. Der Rasenschnitt verringert die Verdunstung, bringt Stickstoff in die Erde ein und verringert das Beikrautwachstum. Weniger gießen, weniger Unkraut jäten – das freut doch jede*n Hobbygärtner*in!“

Außerdem: Bei der Bodenbearbeitung immer schonend vorgehen, nie den zu nassen Boden grubbern.

Torf gehört im Übrigen ins Moor und nicht in den Garten. Hier verwendet ihr besser Komposterde und andere torffreie Kultursubstrate. Beim Erde-Kauf lohnt sich ein Blick auf die Verpackung, ob auch wirklich kein Torf enthalten ist. So schützt ihr Moorlandschaften und das Klima.

Die Ernte: verdienter Lohn für den/die Bio-Gärtner*in

Vielfältig anbauen

Durch Anbaufolgen und eine bunte Mischkultur haltet ihr den Nährstoffgehalt im Boden ausgewogen. Und wie überall gibt es auch bei Pflanzen gute und weniger geeignete Nachbarn.

Nützlinge fördern

Schädlinge hält man am besten mit Nützlingen im Zaum, deshalb sollte man ihre Anwesenheit im Bio-Garten unterstützen, etwa durch Nisthilfen, Winterquartiere und vor allem den Anbau vieler verschiedener heimischer Pflanzenarten. Pflanzen mit ungefüllten Blüten liefern Nektar für bestäubende Wildbienen und andere Insekten. So wie die Profi-Bio-Gärtner*innen Blühstreifen zwischen die Kulturpflanzungen einplanen, könnt ihr auch als Hobby-Gärtner kleine Bienenparadiese schaffen.

Ein simpler, aber wirkungsvoller Tipp: Zur Gießkanne greift ihr am besten morgens. Zumindest nicht am Abend, denn das ist eine Einladung für alle Nacktschnecken zum Buffet. Schädlingsbekämpfung der einfachsten Art.

Klein anfangen, Erfahrungen sammeln!

Auch wenn am Beginn des Gartenjahrs die Euphorie groß ist, empfiehlt es sich doch, klein anzufangen und zu schauen, was sich bewährt. Karin Bauer von der Ökokiste Kößnach rät zu einer guten Portion realistischer Planung: „Meistens lohnt ein kurzer Moment des Nachdenkens bei der Planung. Oft wird zu viel eingepflanzt und ‘zu groß’ gestartet. Wer schon einmal eine Zucchinipflanze im Garten hatte, kennt das: Der Ertrag einer Pflanze reicht quasi für die ganze Nachbarschaft, was also, wenn man zwei gepflanzt hat? Mein Tipp daher: lieber mit kleinen Mengen starten! Das verhindert, dass auf einmal zu viel Ernte anfällt. Außerdem schafft man so Spielraum, auch einmal Einzelpflanzen oder besondere Samen zu testen. Dann kann man mit Spannung beobachten, welche Sorten im eigenen Beet gut klarkommen – und welche eben auch nicht.“

Öko-Boden: Da ist Leben drin!

Das eigentliche Kapital des Ökobauern ist sein Boden. Ihn gilt es zu hegen und zu pflegen, um die Nährstoffe zurückzugeben, die man ihm durch den Anbau von Marktfrüchten und Kulturpflanzen entnimmt. Es gehört zu den Grundlagen des Ökolandbaus, den Boden als eigenen Organismus zu betrachten. Wir haben Andreas Backfisch, Inhaber des Ökokistenbetriebes Lotta Karotta und Gärtner bei der zugehörigen Gärtnerei aufs Feld begleitet und uns den Tatsachen des Bodens gestellt. 

Mann mit Schaufel und Kisten auf Feld

Andreas Backfisch ist Ökobauer, Gärtner und Mit-Inhaber der Ökokiste Lotta Karotta in Gleichen bei Göttingen.

Wieviel Leben in dem Boden, auf dem wir stehen, wirklich steckt, zeigt eine einfache Gleichung aus dem Biolandbau: In der Regel ernährt ein Hektar Land zwei Kühe, die darauf grasen. Diese beiden Kühe wiegen zusammen etwa 1.400 Kilogramm. Was man nicht sieht: Unter ihnen, im Boden, befindet sich ungefähr die gleiche Masse tierischen Lebens. „Der Boden ist ein eigener Organismus, kein Trägerstoff, aus dem man man rausholt, was geht, sondern eine Welt für sich. Ihn zu erhalten und zu pflegen, ist eine unserer essenziellen Aufgaben als Biobauern“, so Andreas Backfisch.

Guter Boden ist fruchtbar

Spricht man im Bioanbau von „gutem“ Boden, so meint man einen fruchtbaren Boden, der reichlich Wasser aufnehmen und die Pflanzen auch über längere Zeiträume mit Nährstoffen versorgen kann. Ist die Bodenfruchtbarkeit hoch, steigt auch die Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten – wie etwa bei der Wasserknappheit der letzten Jahre. Ein gesunder Boden setzt dem eine höhere Nährstoffdichte und Wasserspeicherkapazit entgegen als ein ausgelaugter Acker. Auf einem gesunden Boden wachsen gesunde Pflanzen. Deshalb ist Bodenfruchtbarkeit eines der wichtigsten Anliegen im Biolandbau.

Wurzel-Check: Leguminosen wie das Kleegras binden mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft. Die Bakterien erzeugen in manchen Wurzelbereichen kleine Knöllchen.

Wellness für den Bio-Acker

Ökologische Bodenpflege beruht auf dem alten Prinzip von Geben und Nehmen. „Was wir dem Boden durch den Anbau unserer Früchte an Nährstoffen entnehmen, geben wir ihm wieder zurück. Wir ernähren nicht die Pflanze an sich, sondern den Boden, auf dem sie gedeiht und dem sie ihre Nährstoffe entnimmt.“ Das funktioniert vor allem über Fruchtfolgen, bei denen sich humusaufbauende und -zehrende Jahre die Waage halten.

Aufbauend wirken so genannte Leguminosen, etwa Luzerne oder Kleegras. Diese Tiefwurzler sind quasi die Aufbaukur für den Boden: Sie binden den Luftstickstoff und bauen ihn in den Boden ein, schließen Bodenphosphate auf, die so für andere Pflanzen leichter verfügbar sind, und schaffen durch ihre langen Wurzeln eine Verbindung in tiefere Bodenschichten. „Die dicken Wurzeln werden mit der Zeit hohl und bilden ein regelrechtes Wasser-Abführsystem in die Tiefe. Außerdem bringen sie Nährstoffe aus den tiefen Schichten nach oben. Das ist die Verbindung des fruchtbaren Oberbodens in die Tiefe hinein“, erklärt Andreas Backfisch. „Bei uns im Gemüseanbau haben wir momentan einen Sechsjahresrhythmus, jeweils drei Jahre Leguminosen, dann wieder drei Jahre verschiedene Gemüsesorten. Wie man da genau vorgeht, ist von Biobauer zu Biobauer sehr individuell, das hängt auch von den angebauten Früchten ab. Manche Sorten brauchen fünf bis sechs Jahre andere Früchte, bis sie erneut am selben Standort gesund angebaut werden können.“

Humusreiche Böden als Ziel

Im besten Falle hat sich am Ende eines Fruchtfolgezyklus der Humusgehalt vergrößert. Andreas Backfisch hat es sich zum Ziel gesetzt, am Ende eines Fruchtfolgezyklus mehr Humus im Boden haben als vorher. Denn mehr Humus heißt: mehr Nährstoffe und mehr Wasseraufnahme.

Gern gesehener Gast im Ökolandbau: der Regenwurm

Und selbstverständlich mehr CO2-Bindung. Das Thema spielt gerade bei Lieferbetrieben wie den Ökokistlern eine wichtige Rolle. Andreas Backfisch etwa sieht in einem vermehrten Humusaufbau die Chance, innerbetrieblich verursachte CO2-Emissionen zu kompensieren.

Gern gesehen: Der Regenwurm

Bei der Bodenpflege gibt es einen wichtigen Verbündeten, den Regenwurm. Er steht sinnbildlich für einen fruchtbaren Boden. Leben auf einem Acker ausreichend Regenwurm-Populationen, graben sie ihn im Laufe eines Jahres einmal komplett um. Und nicht nur das: Regenwürmer schaffen eine wichtige Verbindung aus Mineralischem und Organischem, indem sie beides fressen und wieder ausscheiden. Regenwurmkot ist unbezahlbar für einen Bio-Acker, weil er sehr regenstabil ist und dabei viel Wasser aufnimmt. Sind viele Regenwürmer da, geht es dem Boden gut. Backfisch: „Wirklich fruchtbar wird dein Boden nur, wenn du es schaffst, genügend Regenwürmer zu etablieren.“

Die Mühe wert

Bodenpflege ist viel Arbeit und erfordert jede Menge Expertise. Aber sie ist unumgänglich für einen nachhaltigen Anbau. Herbizide, Pestizide, aber auch Kunstdünger greifen massiv in die symbiotische Boden-Pflanzen-Beziehung ein. Chemische Schädlingsbekämpfungsmittel sorgen dafür, dass die Kulturpflanze stehen bleibt, alles andere töten sie ab. Die Diversität verarmt, im Boden und darauf. Mit Kunstdüngern versucht man, die Bodenpflege, das Geben und Nehmen, schlicht zu umgehen: Die Pflanzen können Nährsalze aufnehmen, ohne ihre Wurzeln in der Erde danach „strecken“ zu müssen – letztlich geht das sogar in Substraten wie Steinwolle oder Kokosmatten. Mit ernüchterndem Ergebnis: Die Pflanze wächst zwar sehr viel schneller, allerdings lagert sie vor allem Wasser ein – erkennbar an Geschmack und Textur der Frucht. Der Ertrag steigt, doch die Qualität verarmt. Ganz zu schweigen von der Diversität bei Pflanzen, Tieren und Organismen.

Bilder: Ökokiste e.V.