Eier: Alles Bio oder was?

Auf dem Weg zu einer ethischen Geflügelhaltung.

 

Fleisch oder Eier – in der aktuellen Geflügelzucht konzentriert man sich entweder auf das eine oder das andere. Es gibt in der weitgehend monopolisierten weltweiten Zucht Masttier-Rassen, die leicht und viel Fleisch aufbauen, jedoch nur wenige Eier legen. Sowie Legehennen-Rassen, die auf Eierproduktion ausgerichtet sind und so gut wie kein Fleisch ausbilden.

Da männliche Legehennen-Küken weder Fleisch noch Eier liefern, wurden sie lange Zeit getötet, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft waren, wortwörtlich „geschreddert“. Mit dem zum 1. Januar 2022 wirksamen Gesetzesbeschluss des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum Verbot des Kükentötens hat dieses massenhafte unethische Kükenschreddern glücklicherweise ein Ende. Letztlich packt aber auch diese Maßnahme das Problem nicht bei der Wurzel. Es bedeutet nicht, dass ein grundsätzliches Umdenken in der Geflügelhaltung stattfindet: Die männlichen Embryonen werden aktuell lediglich früher erkannt mittels „In-ovo-Geschlechtsbestimmung“ und entsprechend aussortiert.  

Kopf von Huhn

Das Ökohuhn von morgen: Die Initiative ÖTZ von Bioland und Demeter hat sich der ökologischen Tierzucht verschrieben.

Die Bruderhahn-Initiative steuert dagegen, indem sie die Aufzucht der Hähne über einen höheren Eierpreis finanziert. Das ist ein guter Ansatz, er löst jedoch nicht das strukturelle Problem, um das es sich in der Geflügelhaltung handelt.

Denn: Die Rassen der großen Konzerne sind nicht an biologische Haltungsbedingungen angepasst, was Futter, Auslauf und Herdenhaltung betrifft. Benötigt werden Tiere, die sich für die Eier- wie auch für die Fleischproduktion eignen. Mit diesem Ziel haben Demeter und Bioland 2015 die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) gegründet. Die Bio-Hühner der Zukunft sind Zweinutzungsrassen, die konzernunabhängig wirtschaftlich gehalten werden können: ohne Geschlechtsbestimmung im Ei, ohne Käfighaltung und mit Hahnaufzucht, weil die Bruderhähne als Masttiere aufgezogen werden können.

Am Hofbauernhof und vielen weiteren Ökokistenbetrieben picken und scharren bereits Hennen und Hähne aus ÖTZ-Züchtung.

Auf Bio eingestellt

Die ÖTZ hat bereits einige Erfolge erzielt, wie etwa die Eigenzüchtung Coffee and Cream – eine Zweinutzungsrasse, die optimal an biologische Haltungsbedingungen angepasst ist. In ihrer Eierlegeleistung und im Fleischansatz sind sie ausgeglichen. Das hält die Tiere gesund, sodass eine vollständige Bio-Fütterung möglich ist. Die meisten Züchtungen am Markt brauchen hingegen vorgegebene Futtermischungen mit viel Soja.

Die ökologische Tierzucht ist zeitaufwändig und kostenintensiv. Daher unterstützen viele Ökokistenbetriebe die ÖTZ mit der Aktion „1 Cent pro Ei“, bei der pro verkauftem Ei ein Cent an die Initiative geht. Einige Betriebe halten zudem bereits ÖTZ-Züchtungen. Wie Roland Lübbertsmeier vom Hofbauernhof, der eine Herde in einem mobilen Hühnerstall hält. “Die Zweinutzungshühner legen weniger Eier und brauchen mehr Aufmerksamkeit. Dafür sind sie genügsamer und kommen gut mit regionalen Futterkomponenten zurecht.“

Die aufwändigere Haltung schlägt sich auch im Preis nieder, selbstverständlich müssen diese Eier mehr kosten, damit wirtschaftlich gearbeitet werden kann. Das spiegelt aber nur die echten Kosten wider – und erzeugt somit vielleicht auch eine größere Wertschätzung von Eiern: weg von der Massenware, hin zum wertvollen Lebensmittel, das wesensgemäß erzeugt wurde.

Bilder: Hofbauernhof / Ökokiste e.V.