Miteinander wirtschaften

Verlässlichkeit und Partnerschaftlichkeit statt schnellem Gewinn 

In einer Welt, in der sich Preise täglich ändern, Lieferketten schwanken und Wirtschaft oft nur auf kurzfristigen Profit ausgerichtet ist, setzen wir als Ökokisten-Betriebe bewusst auf eine andere Art des Wirtschaftens: verlässlich, partnerschaftlich und nachhaltig. Denn wir sind überzeugt, dass langfristige Beziehungen und gegenseitige Unterstützung für alle Beteiligten – von den Landwirt*innen bis zu unseren Kund*innen – den größten Wert schaffen. 

Verlässlichkeit beginnt auf dem Feld

Wer Bio-Gemüse anbaut, weiß: Landwirtschaft braucht langfristige Planung, viel Fachwissen, Geduld und Vertrauen. Ein kleiner Hof kann sich keine Absatzspekulation leisten – er braucht feste Abnehmer, um wirtschaften zu können. Genau hier setzt das System Ökokiste an: Durch langfristige Partnerschaften mit Landwirt*innen sorgen wir für Planungssicherheit, stärken kleinbäuerliche Strukturen – und halten die Wertschöpfung in der jeweiligen Region. 

Für unsere Partnerbetriebe bedeutet das: Sie können sich darauf verlassen, dass ihr Gemüse abgenommen wird – ohne den Druck, ständig Preise nach unten zu verhandeln oder für den Handel perfekte Normgrößen zu liefern. Das schafft Sicherheit – und am Ende auch Qualität für die Kund*innen. 

Diese Art der Zusammenarbeit geht weit über den Warenaustausch hinaus: Viele unserer Betriebe arbeiten seit Jahren oder sogar Jahrzehnten mit denselben Erzeuger*innen zusammen. Man kennt sich, man hilft sich, man kann sich aufeinander verlassen. 

Partnerschaftlich im Umgang sowohl mit Zulieferbetrieben, Kund*innen als auch Kolleg*innen von anderen Bio-Lieferbetrieben – wie hier beim Verbandstreffen der Ökokisten-Betriebe

 
Flexibilität statt starrer Handelsvorgaben 

Ökokisten-Betriebe sind direkte Partner von Erzeugerbetrieben, viele bauen auch selbst an. Das bedeutet, dass nicht nur Abnahmemengen langfristig geplant werden, sondern dass auch auf kurzfristige Entwicklungen reagiert werden kann – mit Lösungen, die für alle Seiten funktionieren. 

Wenn etwa die Ernte besser ausfällt als erwartet und auf einmal Übermengen von einem Gemüse da sind, setzen sich Landwirt*innen häufig mit unseren Betrieben in Verbindung und schildern die Lage. Den Handel würde das nicht weiter interessieren – doch unsere Betriebe versuchen, Überschüsse in die Kisten einzuplanen, damit nichts verschwendet wird und die Höfe nicht auf ihrer Ernte sitzen bleiben. 

Ein anderer Fall sind „Schönheitsfehler“ an Obst oder Gemüse. Äpfel mit Hagelschäden zum Beispiel, oder zu groß geratener Wirsing. Während der Handel sich an Normgrößen klammert, setzen die Ökokisten auf ehrliches Gemüse – so, wie es wächst. Sie nehmen auch Produkte ab, die nicht „perfekt“ aussehen und erklären den Kund*innen, warum Qualität nichts mit Äußerlichkeiten zu tun hat.

Manchmal beeinflussen auch Wetterbedingungen die Ernte, so dass Kulturen ganz anders wachsen als erwartet – mal größer, mal kleiner, mal in unerwarteten Mengen. Ein Beispiel: Kartoffeln, die kleiner als üblich bleiben. Während sie im Handel aussortiert würden, nehmen unsere Betriebe sie in ihr Angebot auf – und geben Tipps zur Zubereitung.

In der Regel wissen das die Kund*innen auch zu schätzen. „Es macht uns aus, dass wir keine schnellen Preiskämpfe auf Kosten der Landwirt*innen eingehen. Transparenz und Fairness sind für uns wichtiger als vermeintliche Perfektion,“ erklärt Karin Bauer, Ökokiste Donauwald in Niederbayern.   

 
Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften – nicht auf Kosten anderer 

Viele Ökokisten-Betriebe gehen noch einen Schritt weiter: Einige sind bereits Gemeinwohl-zertifiziert, andere befinden sich derzeit im Zertifizierungsprozess. Doch was bedeutet das eigentlich? 

Beim gemeinwohlorientierten Wirtschaften geht es darum, wirtschaftlichen Erfolg nicht allein am Gewinn zu messen, sondern daran, welchen Beitrag ein Unternehmen für die Gesellschaft, das Klima, die Umwelt und seine Mitarbeitenden leistet. Werte wie soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Solidarität stehen im Mittelpunkt. Bei der Bilanzierung des Gemeinwohls wird die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet, das beinhaltet den eigenen Betrieb mit seinen Produkten und Prozessen, aber auch dessen Wirkung in die Gesellschaft und seine Beziehungen zu den Lieferant*innen und Serviceunternehmen, mit denen zusammengearbeitet wird.

„Unsere Wirtschaft darf sich nicht nur an Profit orientieren, sondern muss sich fragen: Was für eine Welt wollen wir hinterlassen? Die Gemeinwohl-Orientierung hilft uns, das wirtschaftlich und sozial verantwortungsvoll auszubalancieren“, so Petra Graute-Hannen, vom Ökokisten-Betrieb Lammertzhof in Kaarst. 

Unsere Wirtschaftsweise basiert nicht darauf, den günstigsten Preis herauszuholen oder die Margen auf Kosten der Produzierenden zu maximieren. Stattdessen geht es um eine ausgewogene Wertschöpfungskette, in der alle Beteiligten profitieren: 

– Landwirt*innen und Zulieferer erhalten faire Preise und Planungssicherheit. 

– Mitarbeitende arbeiten unter guten Bedingungen, mit fairen Löhnen, individuellen Arbeitszeitmodellen in einem wertschätzenden Miteinander. 

– Kund*innen bekommen hochwertige Bio-Produkte mit transparenter Herkunft – und die Gewissheit, Teil nachhaltigen Wirtschaftens zu sein. 

Zusammenhalt – auch in unsicheren Zeiten

Ob Wetterextreme, steigende Betriebskosten oder Herausforderungen im Markt – in der Bio-Branche erleben wir immer wieder, dass es auf Verlässlichkeit ankommt. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig es ist, auf ein starkes Netzwerk setzen zu können. 

Während im Handel oft kurzfristige Preisanpassungen oder Stornierungen auf dem Rücken der Erzeuger*innen ausgetragen werden, bleibt das System Ökokiste stabil und fair. Langfristige Partnerschaften und direkte Beziehungen zu den Erzeugerbetrieben sorgen dafür, dass Landwirt*innen mit Sicherheit planen können – und dass Kund*innen stets mit hochwertigen, nachhaltig produzierten Bio-Lebensmitteln versorgt sind. 

Für eine enkeltaugliche (Land-)Wirtschaft 

Als Ökokisten-Betriebe zeigen wir, dass Wirtschaftlichkeit und Werte keine Gegensätze sein müssen. Es geht nicht darum, Wachstum um jeden Preis zu erzielen – sondern darum, mit Haltung zu wirtschaften, Strukturen für die Zukunft zu stärken und Verantwortung zu übernehmen. 

Dafür braucht es klare Entscheidungen: für langfristige Partnerschaften statt Billigpreise, für regionale Wirtschaftskreisläufe statt anonymer Massenware und für ein Wirtschaftsmodell, das nicht auf Kosten anderer funktioniert. 

Bilder: Ökokiste e.V.