Nachhaltig gärtnern: Samenfestes Saatgut ist der Anfang
Der Frühling steht vor der Tür – und mit ihm die neue Gartensaison. Hobbygärtner*innen planen, welche Kräuter, Gemüse und Blumen sie dieses Jahr anbauen wollen. Doch wer nachhaltig gärtnern möchte, sollte nicht nur aufs Bio-Siegel achten, sondern auch darauf, welches Saatgut und welche Pflanzen er verwendet. Denn nicht jede Saat ist gleich: Viele der weithin erhältlichen Gemüsesorten sind sogenannte Hybridsorten (F1-Saatgut), die nicht nachbaufähig sind. Bei samenfesten Sorten hingegen können aus den eigenen Pflanzen Samen gewonnen und erneut ausgesät werden – ein wertvoller Beitrag zur Sortenvielfalt und Unabhängigkeit von Saatgutkonzernen.
Samenfestes Saatgut sichert Vielfalt, Geschmack und die Freiheit der Gärtnerinnen, selbst zu entscheiden, was sie anbauen. Die Ökokiste-Betriebe setzen deshalb seit jeher auf samenfeste Sorten – im eigenen Anbau wie auch in der Vermarktung.
Samenfeste Sorten sind nachbaufähig, das heißt aus den Pflanzen können wieder neues Samen gewonnen werden.
Was bedeutet samenfestes Saatgut?
Samenfeste Sorten sind so gezüchtet, dass sie ihre Eigenschaften an die nächste Generation weitergeben. Wer also aus einer samenfesten Tomate oder Bohne Samen gewinnt, kann im nächsten Jahr erneut eine Pflanze mit den gleichen Merkmalen ziehen. Das unterscheidet sie von Hybrid-Saatgut, das in der Regel nicht nachgebaut werden kann oder in der nächsten Generation instabile oder minderwertige Pflanzen hervorbringt.
Die Verwendung samenfester Sorten ist auch eine politische Entscheidung: Während der Saatgutmarkt zunehmend von wenigen großen Konzernen dominiert wird, die auf patentierte Hybrid- oder gentechnisch veränderte Sorten setzen, bewahren Bio-Züchter*innen und Öko-Betriebe eine unabhängige Saatgutvielfalt.
Nachhaltige Tipps für die Pflanzsaison
Neben der Wahl des richtigen Saatguts gibt es weitere Aspekte, die nachhaltiges Gärtnern unterstützen:
- Torffreie Erde nutzen
Torfabbau zerstört wertvolle Moore, die als CO₂-Speicher und Lebensraum eine wichtige Rolle spielen. Eine nachhaltige Alternative sind torffreie Bio-Erden auf Basis von Kompost, Rindenhumus oder Kokosfasern. - Blühende Vielfalt fördern
Wer seinen Garten naturnah gestalten möchte, sollte auf ungefüllte, heimische Blühpflanzen setzen, da sie für Insekten eine wertvolle Nahrungsquelle sind. Besonders geeignet sind Wildblumenmischungen oder regionale Kräuter wie Borretsch, Ringelblume oder Schnittlauch. - Standortgerecht pflanzen
Ob Sonne oder Schatten, Trockenheit oder Feuchtigkeit – jede Pflanze hat spezielle Ansprüche. Wer sich vorab über die richtigen Bedingungen informiert, kann auf künstliche Düngung oder Pestizide verzichten. - Samenfeste Sorten bevorzugen
Tomaten, Kürbis, Salat oder Radieschen – viele Kulturen gibt es aus biologischer Züchtung als samenfeste Sorten. Sie erhalten nicht nur die Vielfalt, sondern sind auch geschmacklich oft überlegen.
Ökokisten-Betriebe setzen auf Vielfalt – von Anfang an
Als Verband Ökokiste e.V. setzen wir und all unsere Mitgliedsbetriebe für eine nachhaltige Landwirtschaft ein – dazu gehört auch die Förderung samenfester Sorten. Viele Ökokisten-Betriebe arbeiten mit Bio-Züchter*innen zusammen und bieten Kund*innen neben regionalem Bio-Gemüse auch samenfestes Saatgut für den eigenen Garten an.
Doch auch auf den Feldern der Erzeuger*innen spielt das Thema eine große Rolle: Samenfeste Sorten werden angebaut, geerntet und in den Ökokisten vermarktet. Dadurch entstehen stabile Absatzmöglichkeiten für Landwirt*innen, die auf ökologisch gezüchtetes, nachbaufähiges Saatgut setzen – ein entscheidender Beitrag zur Ernährungssouveränität.
„Wenn niemand samenfeste Sorten anbaut, verschwinden sie vom Markt. Als Ökokisten-Betriebe sehen wir es als unsere Aufgabe, diese Vielfalt zu erhalten – und unseren Kund*innen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv für eine nachhaltige Landwirtschaft zu entscheiden,“ sagt Melanie Hogrefe vom Ökokisten-Betrieb Gemüseabo in Dörverden.
Wer nachhaltig gärtnern möchte, trifft mit samenfestem Bio-Saatgut die richtige Wahl – und trägt dazu bei, dass auch in Zukunft eine unabhängige, gentechnikfreie Landwirtschaft möglich bleibt.