Vorurteile? Biologisch abbaubar!
Immer wieder haben wir es mit Meinungen, Ängsten und Vorurteilen in Sachen „Bio“ zu tun, zu denen wir gern Stellung beziehen. Wir haben mal gesammelt.
Bio-Lebensmittel sind nicht gesünder!
Bio-Lebensmittel enthalten deutlich weniger Rückstände und Schadstoffe als konventionelle Produkte. Das ergibt das Ökomonitoring des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes in Stuttgart, das jährlich ökologisch erzeugte Lebensmittel systematisch auf Rückstande und Kontaminationen überprüft.[1]
Demnach enthält ökologisches Obst und Gemüse mit durchschnittlich 0,002 mg/kg sehr wenig Pestizidrückstände. Bei konventionellem Gemüse liegt der Wert bei 0,4, konventionell erzeugtes Obst fällt mit 0,48 sogar noch höher aus.[2]
Es zeigt sich deutlich: Bio-Produkte enthalten nachweisbar weniger unerwünschte Stoffe. Woran liegt das? Die Bio-Landwirtschaft kommt ohne chemische Substanzen aus und wirkt sich weniger schädlich auf die Umwelt aus. Somit lässt sich der komplette Ökolandbau als besser beschreiben – für Mensch und Tier. Lest dazu auch den Beitrag Öko-Boden: Da ist Leben drin!
[1] Ökomonitoring Baden-Württemberg, https://oekomonitoring.ua-bw.de/start.html
[2] Ökomonitoring 2021, https://www.untersuchungsaemter-bw.de/pdf/oekomonitoring2021_langfassung.pdf
Das kontrolliert doch keiner!
Doch, und zwar öfter als in konventionellen Betrieben. Mindestens einmal jährlich werden alle Bio-Höfe und Bio-Unternehmen zusätzlich zur allgemeinen Lebensmittelüberwachung kontrolliert. Auf der Grundlage der EU-Öko-Verordnung wird dabei vom Acker bis zur Ladentheke alles überprüft – nicht nur das Endprodukt, sondern der gesamte Produktionsprozess.
Verantwortlich dafür ist ein staatlich überwachtes Kontrollsystem. Regelmäßige stichprobenartige Prüfungen sorgen für eine konsequente Einhaltung der Richtlinien. Die Bio-Betriebe müssen unter anderem nachweisen, dass sie auf ihren Ökoflächen keine chemisch-synthetischen Pestizide einsetzen und die Äcker auf biologische Weise gesund halten. Bei Milchbetrieben wird beispielsweise überprüft, dass die Kühe ausschließlich Bio-Futter erhalten und genügend Platz zur Verfügung haben. Fehler müssen innerhalb einer vorgegebenen Frist behoben werden.
Konventionelle Betriebe werden weitaus weniger kontrolliert. Die geltenden Regelungen der Kontrollen werden laufend aktualisiert. So könnt Ihr sicher sein: Wo Bio draufsteht, ist wirklich Bio drin. Wir Ökokisten haben übrigens noch weitere Zertifizierungsrichtlinien, die über die Mindeststandards weit hinausgehen.
Nicht alle Menschen können sich Bio leisten!
Bio-Produkte machen den Landwirt*innen mehr Arbeit, da für die Erzeugung mehr Aufwand entsteht. Das erhöht den Preis, den wir für ökologische Lebensmittel zahlen.
Dass sich derzeit nicht alle Menschen Bio-Produkte leisten können, stimmt soweit. Wenn das Geld knapp ist, steht verständlicherweise in erster Linie die Grundversorgung im Vordergrund. Dass diese nicht ausschließlich mit biologischen Lebensmitteln gelingt, ist jedoch der Kernpunkt einer aktuellen Problematik: Biologische Lebensmittel sind nicht einfach zu teuer, konventionell erzeugte Produkte sind schlichtweg zu billig. Denn wenn man die negativen Auswirkungen auf die Umwelt in die Preisgestaltung miteinberechnet, würden alle Produkte insgesamt teurer werden. Das wenig überraschende Ergebnis stammt aus einer Studie der Universität Augsburg.[1] Demnach unterliegt Bio-Fleisch einem Preisanstieg von 107 Prozent und Fleisch aus konventioneller Tierhaltung würde um 285 Prozent teurer werden.
Die Preise würden sich mehr und mehr angleichen. Bezieht man noch mehr Faktoren wie Pflanzenschutzmittel und Bodenerosion mit ein, werden laut der Studie die Biolebensmittel plötzlich sogar zur günstigeren Alternative. Lest hierzu auch den Beitrag Es gibt keinen konventionellen Weg in die Zukunft.
[1] Studie „How much is the dish? Was kosten uns Lebensmittel wirklich?“, http://www.db.zs-intern.de/uploads/1537345607-LangfassungHowmuchisthedish.pdf
Den Tieren geht es mit Bio nicht besser!
Wir alle kennen die Bilder von zusammengepferchten Hühnern in überfüllten Käfigen und Mastschweinen in Ställen, in denen sie sich kaum bewegen können. Daher lohnt sich ein Blick auf die Anforderungen an die Tierhaltung, die auf Bio-Bauernhöfen gelten: Vorgeschriebene weitläufige Mindestflächen im Stall, Auslauf im Freien, kleinere Herden und Fütterung ausschließlich mit biologischem Futter. Auf eine präventive Gabe von Antibiotika oder Hormonen wird verzichtet. Puten behalten in der ökologischen Landwirtschaft ihre Schnäbel und Bio-Schweine ihre Schwänze.
Das alles wird mindestens einmal im Jahr von Fachstellen kontrolliert. Kein Vergleich zu konventioneller Massentierhaltung. Den Bio-Bäuer*innen liegt das Tierwohl sehr am Herzen, dafür richten sie die Haltung an den natürlichen Verhaltensweisen ihrer Tiere aus. Wir sprechen hier von „artgerechter Tierhaltung“.
Bio rettet doch nicht die Welt!
Die Rettung der Welt wird meist den Superheld*innen überlassen, doch unsere Bio-Landwirt*innen können mithalten. Denn sie tragen einen wichtigen Teil dazu bei, um Ernährungsgrundlagen wie Biodiversität und Ökosysteme aufrechtzuerhalten. Die ökologische Landwirtschaft hat eine günstige Energiebilanz.[1] Zum einen binden Bio-Flächen das klimaschädliche CO2, anstatt das Gas in die Atmosphäre zu entlassen. Zum anderen hilft die Abkehr von der Massentierhaltung, die Klimalast zu verringern.[2]
In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die konventionelle Landwirtschaft eine Ernährungskrise nicht verhindern kann. Studien beweisen, dass Gegenden, die stark von Lebensmittelknappheit betroffen sind, vom biologischen Landbau extrem profitieren können.[3] Das beweisen unter anderem drei indische Bundesstaaten, die ihre Landwirtschaft komplett auf agrarökologisch umstellen.[4] Die Liste an Punkten, warum Bio besser für das Klima ist, ließe sich endlos fortsetzen. Und was unserem Klima hilft, kommt letztendlich auch uns zugute. Lest dazu auch den Beitrag Ökokiste wirtschaftet klimafreundlich.
[1] BOELW, https://www.boelw.de/news/ist-bio-klimafreundlich/
[2] BOELW, https://www.boelw.de/news/ist-bio-klimafreundlich/
[3] Studie: Diversification practices reduce organic to conventional yield gap, 2015, https://doi.org/10.1098/rspb.2014.1396
[4] UN Environment Programme, https://www.unep.org/news-and-stories/press-release/andhra-pradesh-become-indias-first-zero-budget-natural-farming-state
Bilder: Verband Ökokiste e.V. / Lotta Karotta Bio-Lieferservice / Hofbauernhof